Auseinandersetzung mit der verschollenen Plastik „Empfängnis“, Conception von der Bildhauerin Gela Forster (1893 – 1957)

Der Aufhänger

In der Ausstellung BILDHAUERINNEN vom 5.5. ‐ 11.8.2019 im Gerhard Marcks Haus in Bremen fand ich das Foto von einem Foto von einer Plastik, die mich beeindruckt hat.

Nach dem Ausstellungsbesuch war ich geflasht, aber auch enttäuscht, dass hier in einer Ausstellung von dreidimensionaler Kunst das flache Foto von einem Foto mit harten Kontrasten an der Wand hängt. Daher hatte ich den dringenden Wunsch die abgebildete Figur zu rekonstruieren, um so gut es geht die räumliche Wirkung wiederzugeben. Nachdem ich versucht hatte das Foto zu bearbeiten, Hintergründe zu erfahren und an einer figürlichen Umsetzung zu werken, wurde mir klar, dass ich ähnliche Figuren selbst entworfen hatte.

Rekonstruktion

Bei meiner Rekonstruktion stand mir allein das eine Bild zur Verfügung, denn die Rückansicht konnte ich erst ein halbes Jahr sehen.

Mein Ziel war eine Holzskulptur der Figur zu schaffen, doch der Weg dahin führte mich über eine Plastik aus Ton. (Benutzt habe ich Ton mit hohem Schamott Anteil, denn damit konnte ich aus dem Vollen arbeiten ohne dünne Wände und ohne dass es beim Brennen knallt)

Durch die grafische  Überlagerung der Konturen der beiden Bilder wurden die Abweichungen vom Original sichtbar gemacht und in der Holzskulptur korrigiert.

Recherche und Fundstellen

Im Mai 2019 fand ich den Hinweis auf eine Veröffentlichung zur Rolle von Gela Forster von der Forscherin Nina Lübbren. Aber erst zum Jahresende erfolgte dann eine Veröffentlichung im Fachjournal Art History. Artikel von Nina Lubbren: Gela Forster’s Radical New Sculpture: Feminism, War and Revolution. (Art History, Volume 42, Issue 4, September 2019, Pages 702–723, https://doi.org/10.1111/1467-8365.12457, Published: 12 August 2019)

Am 30.12.2019 hatte ich Zugang zu dem Artikel  und auch zum ersten mal einen Bild der Rückansicht der Figur Empfängnis, da hatte ich allerdings meine Figuren bereits geschaffen.

Extrakt (Übersetzung)

„Im April 1919 wurde die Eröffnungsausstellung der Künstlergruppe Dresdner Sezession Gruppe 1919 im Kunstsalon Emil Richter in Dresden eröffnet, der Galerie, in der zuvor die Künstlergruppe „Brücke“ untergebracht war. Die Dresdner Sezession Gruppe 1919 wurde im Januar desselben Jahres im Zuge der Novemberrevolution 1918 und in einer Zeit politischer Unruhen in Deutschland gegründet. Alle acht Gründer der Gruppe waren Maler und Grafiker. Die April-Ausstellung umfasste jedoch auch drei Skulpturenwerke von Gela Forster (1893–1957): „Erwachen“, ein archaischer weiblicher Akt; „Der Mann“, ein männlicher Torso mit schreiendem Mund, und „Empfängnis“, eine halbabstrakte schwangere Figur. Forsters Werke wurden sofort als außergewöhnliche Ausdrucksformen einer radikalen skulpturalen Sensibilität der Nachkriegszeit gefeiert. Ein Rezensent befand, dass die Skulpturen eine „unerhörte Kraft“ ausstrahlten. Ein anderer erkannte sie als eine der außergewöhnlichsten bildhauerischen Errungenschaften dieser Generation.    …“

Hier sind die wenigen Abbildungen, die überliefert sind:

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